Sa., 26.Juni 2021

"Tiefscharfes Portrait" - Eine Dokumentation über Zubin Mehta


Dokumentation in "Vier Favoriten der Woche" der SZ besprochen

Harald Eggebrecht schreibt in der SZ in der Rubrik "Vier Favoriten der Woche" vom 26.6.:

"Die meisten sind längst entrückt in die ewigen Jagdgründe jener "legendary Conductors", die einst als herrscherliche Maestri rund um die Welt bewundert, oft auch gefürchtet wurden. Einer der letzten ist Zubin Mehta, Jahrgang 1936. Geboren in Bombay, heute Mumbai, in eine parsische Musikerfamilie, entwickelte er sich nach dem Studium in Wien rasch zum Pultstar, dessen körperintensives Dirigieren und sein loderndes Feuer ihm auch die ironische Einschätzung eines "Tigers von Eschnapur" einbrachte.

Wien, Berlin, Los Angeles, New York, München oder Florenz - Zubin Mehta wird gefeiert. Orchester verschiedenster Prägung ob in Europa, Asien oder den USA verehren diesen souveränen, dabei höchst kollegialen und gespannt konzentrierten Dirigenten. Kaum einer, den so viele Ensembles zum Ehrenmitglied oder zum Ehrendirigenten ernannt haben. In München ist er das bei den Philharmonikern ebenso wie beim Bayerischen Staatsorchester, dessen Generalmusikdirektor er von 1998 bis 2006 gewesen ist. Sein bedeutendstes Engagement gilt aber durch dick und dünn dem Israel Philharmonic Orchestra, dessen Chef er für fünfzig Jahre war von 1969 bis 2009.

In ihrem ungemein einfühlsamen Film "Zubin Mehta - Good Thoughts, Good Words, Good Deeds" (auf DVD) folgt Bettina Ehrhardt dem Meister mit jener Sympathie, die dieser selbst ausstrahlt, ob er nun in Mumbai die indische Heimat besucht, dort Freunde trifft oder seiner Cricketleidenschaft frönt. Oder in Israel vom Wagnis erzählt, dort Musik von Richard Wagner gegen die begreiflichen Widerstände aufzuführen, oder im Münchner Nationaltheater sitzt und selbstkritisch den einst jungen Dirigenten Mehta betrachtet.

Die Mixtur aus Musikausschnitten, Beschreibungen von Freunden und Weggefährten und den Filmdokumenten des jungen Dirigier-Wilden nimmt unaufdringlich gefangen. Großereignisse wie Puccinis "Turandot" in der Verbotenen Stadt in Peking oder das "Drei-Tenöre-Event" in den Caracalla-Thermen wirken hier nicht aufgedonnert, sondern menschlich und im besten Sinne unterhaltsam. So wird das Ganze zum sanften, tiefenscharfen Porträt eines expressiven, vitalen Weltmusikers, der mit sich im Reinen ist."